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Leseprobe von "Neustart":
PROLOG
Nachdem sein Wagen das Brückengeländer durchbrochen hatte, nahm Pascal Weber die Hände vom Lenkrad, schloss die Augen und lehnte sich zurück. Wie aus einem U-Boot glitt das Scheinwerferlicht durch die Dunkelheit der Nacht. Dabei beleuchtete es eine Gruppe von Bäumen, die nichts ahnten von der bevorstehenden Katastrophe.
Teil 1
Der Tsunami in seinem Kopf riss alle Gedanken fort. Die gigantische Welle brach an den Küsten des Bewusstseins, wich wieder zurück und bildete einen unendlichen Ozean aus Erinnerungen und Emotionen.
Berührungen.
Zupackend. Grob. Kalt.
Hände und Maschinen pumpten Blut und Sauerstoff durch den leblosen Körper.
Blitze durchzuckten ihn.
Dem Chaos entrissen stieg er unaufhaltsam empor und trieb unter der schäumenden Oberfläche seines Verstandes dahin.
Gefangen in einem Nebel aus Schmerz- und Narkosemitteln.
**
Schläuche saugten Flüssigkeiten aus seinem Körper ab, als wollten sie sich von ihm ernähren.
Messgeräte überwachten Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung, Körpertemperatur und Gehirnströme. Eine Lungenmaschine, rasselnd wie ein alter Schiffsdiesel, pumpte unablässig.
Rhythmische Lebensbewahrer, die alle ihrem eigenen Takt folgten.
*
Der Missklang der Geräte drang nur gedämpft zu Laura durch, während sie ausdruckslos durch eine Scheibe der Intensivstation starrte.
„Er wird also durchkommen“, bemerkte sie mehr zu sich selbst als zu dem Arzt, der hinter ihr stand.
„Ja“, bestätigte der ruhig, „Sein Zustand war wegen innerer Verletzungen lange kritisch. Nach der Notoperation ist er aber außer Lebensgefahr. Welche Langzeitfolgen durch den Trümmerbruch des Beines bleiben, ist noch nicht abzusehen. Die Kopfverletzungen sind zum Glück weniger gravierend, er sollte daher bald zu Bewusstsein kommen.“
„Schön.“ Abrupt machte Laura auf dem Absatz kehrt, als wollte sie weiteren Ausführungen des Mediziners zuvorkommen. Sie bemerkte seine leichte Irritation.
„Das ist wirklich eine gute Nachricht“, schob sie fast schuldbewusst hinterher. „Es ist nur ... ich habe damit nichts mehr zu tun. Wir sind seit über sechs Monaten geschieden.“
Mit unbewegter Miene sah er sie an.
„Mir ist unklar, warum ich angerufen wurde.“
„Das ist einfach zu erklären“, erwiderte er mit nun deutlich distanzierterer Tonlage, „im Portemonnaie hat man eine Notiz von ihm gefunden.“
Laura hob fragend die Hände.
„Er wollte, dass Sie bei einem Notfall benachrichtigt werden ... ausschließlich Sie!“
Sie lachte kurz auf. „Das sieht ihm ähnlich.“
Der arktische Blick des Arztes nötigte ihr eine Rechtfertigung ab.
„Sie halten es für eine sentimentale Geste? Glauben Sie mir, es ist nur eine weitere Gemeinheit mir gegenüber.“
Mit einer Handbewegung wischte sie das Thema beiseite, sah ein letztes Mal zu ihrem verschlauchten Ex-Mann und ging zur Tür. „Danke Herr Doktor, ich werde jetzt unseren Sohn informieren.“
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